Am Weihnachtsbaume die Lichter hängen… Naja, wenigstens bald. Und mit dem Beginn der Weihnachtszeit stellt sich wieder einmal die uralte Frage: Bringt der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke?
Wir sind tief in die Geschichte von Weihnachten eingetaucht, um dir alle wichtigen Fakten, den Ursprung von Christkind und Weihnachtsmann, sowie regionale Unterschiede auf einen Blick geben zu können. Ach ja, und die Rolle eines gewissen Getränkeherstellers zu klären.
Ob Christkind oder Weihnachtsmann – der Anfang liegt beim heiligen Nikolaus
Die Gestalten des Christkindes und des Weihnachtsmannes gehen beide auf die Legende des heiligen Nikolaus von Myra zurück, können mit diesem jedoch nicht gleichgesetzt werden.
Nikolaus wirkte im frühen 4. Jahrhundert als Bischof von Myra, einer antiken Stadt in der heutigen Gegend von Antalya in der Türkei, die damals Teil des römischen Reiches war. Er ist einer der bekanntesten Heiligen des Christentums, besonders in der römischen-katholischen Kirche. Im Nikolaus von Myra ranken sich viele Legenden: So soll er unter anderem sein ererbtes Vermögen unter den Notleidenden verteilt und Seefahrer in der Not gerettet haben, indem er einen Sturm stillte. Eine weitere Legende besagt, dass Nikolaus drei Jungfrauen nachts mit Goldklumpen beschenkte, um sie vor der Prostitution durch ihren verarmten Vater zu schützen. Klingt erstmal nicht gerade weihnachtlich, oder?
Naja, mit Weihnachten hatte die Anbetung des heiligen Nikolaus erst einmal nicht viel zu tun. Besonders in der Russisch-Orthodoxen Kirche ist Nikolaus heutzutage noch neben Jesus, Maria und Johannes dem Täufer einer der wichtigsten Heiligen, das ganze Jahr über. Besonders seine Großzügigkeit wird geschätzt. Nikolaus von Myra ist außerdem der Schutzpatron einer Reihe von Berufen, vom Seefahrer bis zum Apotheker, und von Völkern wie den Russen, den Kroaten und den Serben.
Die Verbreitung des Nikolauskultes in Europa
Von Osteuropa aus verbreitete sich der Nikolauskult auch im Westen des Kontinents. Im frühen 8. Jahrhundert erreichte er Italien und dann im 10. Jahrhundert auch den deutschsprachigen Raum. Besonders im Rheinland wurden zahlreiche Nikolauskirchen gestiftet, die den Namen des Heiligen noch bekannter machten.
Im 15. Jahrhundert setzte sich im heutigen Deutschland ein Brauch durch, der „Schiffchensetzen“ genannt wurde. Hierbei bastelten Kinder kleine Schiffchen aus Papier oder ähnlichem Material, in die der heilige Nikolaus dann seine Gaben legen sollte. Seinen Ursprung hat dieser Brauch wahrscheinlich in der Legende der beschenkten Jungfrauen und darin, dass Nikolaus auch der Patron der Schiffer und Seefahrer ist. Mit der Zeit wurden die Schiffchen durch Stiefel, Strümpfe und Schuhe ersetzt, die der Heilige in der Nacht mit Nüssen, Mandarinen, Lebkuchen und anderen Leckereien füllt.
Ursprünglich war der Nikolaustag auch der Tag der Weihnachtsbescherung. Doch dies änderte sich mit der Reformation.
Martin Luther vs Sankt Nikolaus
Wie vielen bereits bekannt ist, war die Reformation eine Bewegung des 16. und 17. Jahrhunderts, in der für eine Erneuerung der Kirche protestiert wurde und die schließlich zu der Spaltung des Christentums in katholische, lutherische und reformierte Konfessionen führte. In Deutschland war natürliche Martin Luther das Gesicht der Reformation. Und Martin Luther wird auch die „Erfindung“ des Christkindes zugeschrieben.
Einer der größten Anstoßpunkte der Reformationsbewegung war nämlich die Heiligenverehrung. Diese lehnte Luther vollkommen ab – und damit auch die Verehrung des heiligen Nikolaus. Deshalb ersetze Martin Luther im 16. Jahrhundert den Nikolaus durch den „heiligen Christ“ (also Jesus Christus) und änderte den Tag der Beschenkung vom 6. zum 25. Dezember. Da diese Änderungen von der Reformationsbewegung ausgingen, waren es hauptsächlich protestantische Haushalte, in denen an Weihnachten das Christkind erwartet wurde.
Im Laufe der Zeit verschwamm die Verbindung zu Jesus und das Christkind wurde als engelsgleiches Wesen dargestellt. Das engelshafte Aussehen hat seinen Ursprung wahrscheinlich in weihnachtlichen Bräuchen und Umzügen, bei dem eine Engelsschar häufig von einem Christkind angeführt wurde.
Santa Claus steigt in den Ring
Niederländische und irische Einwanderer brachten den Glauben an den heiligen Nikolaus auch in die vereinigten Staaten. In Irland wird der heilige Nikolaus als „Saint Nicholas“ und in den Niederlanden als „Sinterklaas“ bezeichnet – klingt schon bekannt, oder?
Innerhalb des 18. Jahrhunderts nahm die Bedeutung von Religion mehr oder weniger weltweit ab. Auch der heilige Nikolaus bekam dies zu spüren: Statt mit einem Bischofsstab und einer Mitra, der typischen Kopfbedeckung von Bischöfen, wurde er mit winterlichen Pelzmänteln und Umhängen dargestellt.
Die erste Beschreibung des heutigen Weihnachtsmannes mit einem roten Mantel und in einem von Rentieren gezogenen Schlitten sitzend ist jedoch nicht Coca-Cola zuzuschreiben. Für dieses Bild ist der amerikanische Dichter Clement Clarke Moore mit seinem Gedicht „‘Twas the night before Christmas“ aus dem Jahr 1822 verantwortlich.
Auch im deutschen Sprachraum verlor Religion zu diesem Zeitraum an Bedeutung. So schrieb der Dichter Hoffmann von Fallersleben den Text zu dem bekannten Weihnachtslied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ bereits im Jahr 1835.
Und was hat Coca-Cola mit dem Weihnachtsmann zu tun?
Den Mythos, dass Coca-Cola den Weihnachtsmann erfunden hat, haben wir damit wiederlegt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten amerikanische Publikationen Santa Claus als freundlichen und gutmütigen Mann mit einem blauen, braunen, goldenen und manchmal auch roten Mantel dar.
Coca-Cola begann die erste der Marketingkampagnen, in denen Santa Claus zu sehen war, erst im Jahr 1931 – Mehr als 100 Jahre nachdem Clement Clarke Moore sein Gedicht „‘Twas the night before Christmas“ veröffentlichte. Coca-Cola beauftragte den Cartoonist Haddon Sundblom, der Santa mit einem weißen Bart und einem Mantel in den Farben der Coca-Cola Company ausstattete.
Inspiration nahm Sundblom wahrscheinlich vom deutsch-amerikanischen Künstler Thomas Nast, dessen Holzschnitte eines gutmütigen alten Mannes mit weißem Bart und rundem Bauch bereits 1881 veröffentlicht wurden.
Christkind oder Weihnachtsmann – Die Verbreitung innerhalb Deutschlands
Nach der Reformation war Deutschland in verschiedene Gebiete geteilt: So brachte in katholischen Gebieten der Nikolaus die Geschenke und in evangelischen Gebieten das Christkind. Im Laufe des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bekamen Nikolaus und Christkind jedoch vom Weihnachtsmann Konkurrenz: Besonders, da das Fest des Nikolauses ja Anfang Dezember gefeiert wird und man immer noch jemanden braucht, der die Geschenke zu Weihnachten verteilt.
Als Gegenbewegung wurde in katholischen Regionen das Christkind übernommen, da dieses einen religiöseren Bezug zu haben schien als der Mann in Weiß und Rot.
Heutzutage ist Deutschland gespalten: Sowohl in katholischen als auch in evangelischen Gebieten des Südens und Westens bringt das Christkind die Geschenke an Weihnachten. In den neuen Bundesländern hingegen ist der Weihnachtsmann der Geschenkebringer, da diese Gebiete aufgrund ihrer Geschichte eher weniger religiös sind.
Sind damit alle deine Fragen zum Thema Christkind oder Weihnachtsmann geklärt? Wenn du noch weitere Punkte hast, dann lass sie uns doch mit Hilfe der Kommentare wissen!
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Quellen: Wikimedia Commons, Atlas deutscher Alltagssprache, ARD.de